Flächen sinnvoll nutzen
Der öffentliche Raum soll für die Bürgerinnen und Bürger angenehm, sicher und einladend gestaltet sein. Wir können ihn nicht beliebig ausweiten – es ist unsere Entscheidung, wie wir ihn verteilen. Bisher haben wir dem motorisierten Verkehr den meisten Platz zugestanden. Aber das Auto braucht enorm viel Fläche, um durchschnittlich nur 1,4 Personen pro Pkw zu transportieren, bei einer Parkzeit von mehr als 23 Stunden pro Tag.
Nur durch eine konsequente Förderung von Fuß-, Radverkehr und ÖPNV kommen wir mit weniger Autos aus und gewinnen Bewegungsräume in unserer Stadt. Je mehr Menschen zu Fuß gehen oder Bus, Bahn oder Fahrrad nutzen, desto weniger Platz brauchen wir für unsere individuelle Mobilität und desto eher verhindern wir Staus und ermöglichen die wichtigen Autofahrten.
Weniger Unfälle durch bauliche Trennung
Im Jahr 2022 gab es in Bonn 20 % mehr Unfälle mit Radfahrenden als im Vorjahr. Eine Verkehrsführung, die den Radverkehr vom motorisierten Verkehr und von Fußgänger:innen trennt, ist ein wichtiges Element zur Unfallvermeidung. Auch die neuen Fahrradstraßen werden mit ihrer Geschwindigkeitsbegrenzung die Verkehrssicherheit steigern – für Fußgänger: innen, Rad- und Autofahrende. Bei Tempo 30 halbiert sich der Bremsweg im Vergleich zu Tempo 50, das Risiko für tödliche Unfälle und schwere Verletzungen sinkt um 75 %. Eine getrennte Radverkehrsführung besteht beispielsweise bereits in der Rathausgasse. Die Einführung einer baulich getrennten Radspur auf der Adenauerallee wird die subjektive und objektive Sicherheit auch für Kinder, Jugendliche und ungeübte Radelnde verbessern.
Mit dem Rad in der Stadt am schnellsten
Die Hälfte aller Wege, die mit dem Auto zurückgelegt werden, sind kürzer als 5 km. In der Stadt ist das Fahrrad auf dieser Distanz genauso schnell oder sogar schneller als das Auto. Mit E-Bikes können auch längere Strecken zurückgelegt werden, dabei wird deutlich weniger CO2 ausgestoßen als mit dem Auto, selbst mit Elektroantrieb. Wenn nur ein Teil dieser Strecken mit dem Fahrrad oder zu Fuß zurückgelegt wird, entlastet das die Straßen in Bonn, Staus werden verringert.
Ohne Veränderungen im Verkehr wird es nicht möglich sein, die CO2-Emissionen entsprechend dem 1,5-Grad-Ziel zu reduzieren. Um mehr Menschen zum Umstieg auf nachhaltige Verkehrsmittel zu bewegen, braucht es eine komfortable, durchgehende und vor allem sichere Infrastruktur.
Alle Wege beginnen und enden zu Fuß
Wir alle sind Fußgängerinnen und Fußgänger, gleichzeitig sind wir zu Fuß die schwächsten Verkehrsteilnehmenden. Daher ist es uns ein besonderes Anliegen, Gehwege fußverkehrsfreundlich zu gestalten: mit einer Breite von 2,5 m, im Ausnahmefall 1,5 m. Das hilft insbesondere mobilitätseingeschränkten Menschen mit Rollator oder Rollstuhl, ihre selbstbestimmte Mobilität möglichst lange zu erhalten. Familien mit Kindern können die Wege zur Kita oder Schule zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen. Kinder und Jugendliche lernen sicheres Verhalten im Straßenverkehr und können altersgerecht selbständig mobil werden. Um diese Gruppen vor Unfällen zu schützen, ist in vielen Straßen eine Wiederherstellung der Gehwegbreiten unvermeidbar –auch durch den Wegfall von Parkplätzen.
25 Prozent der Fußgängerunfälle und 15 Prozent der Fahrradunfälle innerorts stehen in Zusammenhang mit dem Parken: Autos werden so abgestellt, dass sie die Sicht versperren. Autotüren werden unvermittelt geöffnet, ohne auf den Verkehr zu achten.
Inhalte aus dem aktuellen Informationsflyer des Radentscheids (Sept.23)
Ein Kommentar
Ich bin sehr dankbar dafür, dass die Belange der Menschen, die zu Fuß unterwegs sind, jetzt so klar mitgedacht werden. Es gibt viele alte Menschen, die das Haus nicht mehr alleine verlassen, weil es auf den Gehwegen nicht möglich ist, z.B. mit einem Rollator zu gehen und die Unsicherheit zu groß ist, auf die Straße auszuweichen. Hinzu kommt, dass es oft keine Bordsteinabsenkungen gibt. Oder es stehen sog. Elefantenfüße, die Umzüge, Baustellen, Umleitungen anzeigen, auf dem Gehweg stehen, während die Autos weiter uneingeschränkt parken. Es gäbe so viele Verbesserungen, die kein oder nur wenig Geld kosten würden. Leider fehlt der Wille. Danke an den Radentscheid, dass ihr dranbleibt.