Mobilität

Die neue Westbahn – Konflikte mit Rad- und Fußverkehr

Wir halten die Westbahn für ein wichtiges Verkehrsprojekt, das möglichst zeitnah umgesetzt werden sollte. Die nun von der Verwaltung vorgelegten Vorplanungen zeigen allerdings Konfliktpunkte mit der Rad- und Fußverkehrsinfrastruktur.

Diese Konfliktpunkte werden in den Ausführungen der entsprechenden Verwaltungsvorlage nicht adressiert. Dabei geht es insbesondere um den Bereich der geplanten Viktoriaunterführung. Die Verwaltung präferiert hier für die Westbahn eine als “A3-V1” benannte Variante, bei der die Westbahn die Gleise der DB in einem Tunnel unterquert und dann vor dem Südende der Viktoriaunterführung in einem Trog entlang geführt wird.

Viktoriaunterführung als Teil der Ost-West-Achse für den Radverkehr

Die Stadt Bonn plant und baut seit einigen Jahren eine sogenannte Ost-West-Achse für den Radverkehr. Diese verläuft von Beuel kommend über die Konrad-Adenauer-Brücke, die Oxfordstraße, durch die Viktoriaunterführung und weiter in Richtung der westlichen Bonner Stadtteile – entweder über Endenicher Straße und Hermann-Wandersleb-Ring oder über den im Rahmen des Projektes Innovationsdreieck neu zu bauenden Radweg an der Immenburgstraße inkl. einer geplanten neuen Rad- und Fußgängerbrücke über die A565 und weitere in die neu einzurichtende Fahrradstraße Steinweg.

Die folgende Abbildung stellt den Verlauf dieser Ost-West-Achse im Bereich der Viktoriaunterführung dar (grüner Linienverlauf). Die gelbe Linie zeigt die aktuelle Verkehrsführung für den Radverkehr (vor Ausbau der Viktoriaunterführung) über die Bornheimer Straße und die Viktoriabrücke.

Die ausgebaute Viktoriaunterführung soll für den Radverkehr in unserer Stadt also eine zentrale Bedeutung erhalten. Nach den bisherigen Planungen der Stadt als Teil der Ost-West-Achse ist ein sehr hohes Radverkehrsaufkommen in der Viktoriaunterführung zu erwarten.

Dementsprechend war bisher am Südende der Unterführung eine breite Rampe als gemeinsamer Zweirichtungs-Geh- und -Radweg vorgesehen (vgl. Plan im Ratsinformationssystem). Über diese Rampe sollte die Unterführung sowohl an die Kreuzung Viktoriabrücke – Endenicher Straße – Wittelsbacher Ring als auch unter der Viktoriabrücke hindurch an den neu zu bauenden Radweg an der Immenburgstraße angebunden werden sollte.

Platzprobleme durch die Westbahn-Planungen

Die geplante Führung der Westbahn südlich der Viktoriaunterführung im Trog verläuft genau auf dem für die gerade genannte Rampe vorgesehenen Platz. Im Dokument “Westbahn Stand Vorplanung” der aktuellen Vorlage zur Westbahn lässt sich dies auf Seite 4 nachvollziehen. Die unter den Westbahngleisen durchscheinenden weißen Markierungen stellen die bisherige Planung für den Fuß- und Radverkehr dar.

Planskizze Unterführung Westbahn Bonn

Durch die beengten Platzverhältnisse vor dem Südende der Viktoriaunterführung scheint kein Platz zu bleiben für eine Rampe, deren Breite einem gemeinsamen Zweirichtungs-Geh- und -Radweg als Teil der zentralen Ost-West-Achse für den Radverkehr gerecht werden würde. Die Vorplanung sieht z.Zt. eine anscheinend unter drei Meter breite Rampe vor. Dies muss als nicht ausreichend angesehen werden. Aufgrund der geringen Rampenbreite ist mit  Konflikten zwischen Zufußgehenden und Radfahrenden zu rechnen.

Auswirkungen auf den Radverkehr

Eine Führung des Radverkehrs über diese beengte Rampe in die Viktoriaunterführung hinein birgt hohes Konfliktpotential – insbesondere, da sich an die Rampe eine 90-Grad-”Kurve” in die Unterführung hinein anschließt. Insbesondere für Lastenräder sowie Fahrräder mit Anhängern ist die geplante Rampe deutlich zu schmal. Aber auch für Begegnungsverkehr normaler Fahrräder bietet diese Planung nur sehr wenig Platz – insbesondere, da hier auch Mischverkehr mit dem Fußverkehr geplant ist.

Auswirkungen auf den Fußverkehr

Auch auf den Fußverkehr hat die vorgelegte Planung negative Auswirkungen. Der Verbindungsweg von der Viktoriaunterführung zur Kreuzung Viktoriabrücke – Endenicher Straße – Wittelsbacher Ring ist in einer Art Trog mit einem gebogenen Verlauf geplant. Dadurch wird der Weg schlecht einsehbar und hat leider das Potential, zu einem Angstraum zu werden.

Zudem sind für Zufussgehende mit dem Radverkehr sowohl auf diesem Verbindungsweg als auch auf der oben bereits beschriebenen zu schmalen Rampe am Südausgang der Viktoriaunterführung Konflikte zu erwarten. Die bisherige Planung sah breite, gut einsehbare Wege vor, so dass Radfahrende und Zufussgehende frühzeitig andere Verkehrsteilnehmer sehen und entsprechend reagieren können. Dies ist im Mischverkehr unabdingbar. Die neue Planung sieht deutlich schlechter einsehbare und – insbesondere in den Kreuzungsbereichen – schmalere Wege vor. Dadurch wird das Konfliktpotential zwischen Fuß- und Radverkehr erhöht.

Sichere Radwege auf Endenicher Straße und Hermann-Wandersleb-Ring?

Neben dem Bereich der Viktoriaunterführung sehen wir Optimierungspotential bei den geplanten Radwegen an der Endenicher Straße und dem Hermann-Wandersleb-Ring. Die Verwaltung sieht für diese Straßen in der aktuellen Planung zwar zwei Meter breite Radwege vor, plant aber ohne Sicherheitsabstand zur Fahrbahn für den Autoverkehr. Daraus schließen wir, dass dort Radwege ohne bauliche Trennung zum Autoverkehr vorgesehen sind.

Vorschläge zur besseren Einbeziehung der Radverkehrsplanungen

Zur besseren Einbeziehung der Radverkehrsführung in die Planungen zur Bonner Westbahn haben wir zwei konkrete Vorschläge:

1. In den Planungen ist eine Rampe für Zufussgehende und Radfahrende aus dem Trog hinaus in Richtung Herwarthstraße vorgesehen (auf der Südseite der Westbahngleise). Für Radfahrende sehen wir in dieser Verkehrsführung keinen Mehrwert. Aus der Herwarthstraße kann man direkt auf die Endenicher Straße fahren. Entfällt die Rampe Richtung Herwarthstraße, so kann die Rampe zur Viktoriaunterführung wieder eine ausreichende Breite für einen Zweirichtungs-Geh- und -Radweg erhalten, indem die Westbahngleise etwas weiter Richtung Süden verlegt werden.
Eine Verbindung zur Herwarthstraße für Zufussgehende kann entweder über die bereits in der ursprünglichen Planung vorgesehene Treppe am Ende der Unterführung (in der Abb. blau hinterlegt) oder über einen Steg oberhalb der Westbahngleise (in der Abb. grün hinterlegt) erreicht werden.

Diesem Vorschlag liegt eine bewusste Entscheidung zugrunde, die Sicherheit auf der Hauptrampe zur Gleisunterführung zu steigern. Wir gewichten sie höher als eine direkte barrierefreie Erschließung in die untergeordnete Richtung Herwarthstraße. Der barrierefreie Anschluss der Herwarthstraße wäre dann mit einem Umweg von ca. 150 m verbunden.

2. Da die Endenicher Straße und der Hermann-Wandersleb-Ring im Zuge des Baus der Westbahn komplett neu gestaltet werden, schlagen wir vor, dort sichere, vom Autoverkehr getrennte Radwege zu planen. Dies bedeutet mindestens eine Umsetzung als Protected Bike Lane, besser noch als vom Autoverkehr klar abgetrennter Hochbordradweg. Nur durch eine farbliche Markierung vom Autoverkehr getrennte Radwege halten wir bei der völligen Neugestaltung einer Straße für nicht mehr zeitgemäß. Wir regen an, eine Ausführung als Hochbordradweg für die weitere Planung vorzugeben.

Fazit

Der Radentscheid Bonn begrüßt und befürwortet den Bau der Westbahn. Die nun vorgelegten Vorplanungen bedeuten allerdings große Eingriffe in die geplante Ost-West-Achse für den Radverkehr. Eine Anpassung der Planung zur Entschärfung der zu erwartenden Konflikte am Südende der Viktoriaunterführung ist aus unserer Sicht unabdingbar. Um der steigenden Bedeutung des Radverkehrs gerecht zu werden, sollte die Chance genutzt werden, die Radwege an der Endenicher Straße und am Hermann-Wandersleb-Ring als sichere, vom Autoverkehr getrennte Hochbordradwege anzulegen.

Geschrieben von Martin P.

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