Wer heute älter als 60 Jahre ist, kennt es noch, heutige Kinder nicht mehr. Spielen auf der Straße – und damit sind keine Spielstraßen gemeint und auch nicht, auf dem Gehweg mit Kreide zu malen. Wo Autos fahren oder parken, kann niemand spielen, Spazieren gehen, sich mit Nachbarn unterhalten oder die Abendsonne genießen. Was früher im wahrsten Wortsinn auf der Straße stattfand, musste in eigens dafür gewidmete Räume oder ins Private verlagert werden – oder ein Teil davon verschwand einfach (oder welches Kind kennt heute noch alle anderen Kinder aus der Straße?).
Ein sehr großer Teil des öffentlichen Raums ist heute dem Auto gewidmet, für fahrende oder parkende Autos. Nur selten hinterfragen wir, ob es wirklich die optimale und von uns gewünschte Verwendung der öffentlichen Flächen ist. Ein Zeitreisender aus den 1950er Jahren würde sich wohl sehr darüber wundern, dass in vielen Wohnstraßen links und rechts die Autos so dicht parken, dass kaum eine Lücke bleibt.
Das Erbe der autogerechten Stadtplanung prägt noch immer unsere Städte, auch Bonn. Die Stadtplanung fing ab den 1970er Jahren an, die Städte in Bereiche für Wohnen, Arbeiten, Einkaufen aufzuteilen. Für die Wege zwischen den Bereichen wurden Autos gebraucht, neue Straßen wurden gebaut und bestehende verbreitert. Die Anzahl der Autos stieg weiter und weiter, und wenn sie nicht fahren, müssen sie parken.
Allein im öffentlichen Raum gibt es 60.000 Parkplätze. Stellflächen auf privaten Grundstücken, Garagen und Parkhäuser sind nicht mitgerechnet. Und trotzdem gibt es den sogenannten Parkdruck: Autofahrende beklagen die Schwierigkeiten der Parkplatzsuche. Wollen wir weiterhin so viel von dem Lebensraum in unseren Städten für parkende Autos reservieren? Ist es uns wichtiger, Autos zu parken als den Platz für unser Zusammenleben zu nutzen? Wir können es ändern, wir müssen es nur wollen.
Quellen: Der Zielbeschluss zum ständischen Parkraumkonzept spricht von einem Bestand von ca. 60.000 Parkständen auf den Bonner Straßen. Natürlich sind alle nicht regelkonformen (Stichwort: gekipptes Parken) Abstellplätze nicht mitgezählt. Die Anzahl der Spielplätze haben wir im städtischen Spielplatzbedarfsplan gefunden.