Aus der Pressemitteilung der Stadt Bonn lässt sich entnehmen, wie es um die Adenauerallee steht. Dort ist die Ableitung von Regenwasser defekt, das Wasser sickert in das Erdreich und führt zu weiteren Unterspülungen. Dadurch sinkt die Fahrbahn ab, es entstehen Unebenheiten und die Schachtabdeckungen sind nicht mehr bündig mit der Asphaltdecke.
An sich ist so eine Sanierung einfach der normale Unterhalt von bestehenden Straßen. Allerdings haben sich seit dem damaligen Ausbau die Regelwerke weiterentwickelt. Und so sind die aktuell ausgeführten Breiten für (Kraft)fahrstreifen und Radstreifen so nicht mehr zulässig. Der aktuelle Radfahrstreifen hat nur eine Breite von 150 cm, inzwischen sind aber 200 cm vorgeschrieben. Und der Platz reicht dann nicht für zwei Fahrstreifen pro Richtung und den Radfahrstreifen.
Gut, mag man sich jetzt denken, dann halt ohne Radfahrstreifen. Für den Radverkehr gibt es mit der Kaiserstraße und dem Rheinufer parallele Straßen, die je nach Ziel auch durchaus fahrbar sind. Allerdings gibt es an der Adenauerallee auch diversen sog. Zielverkehr, zum Beispiel zum Juridicum oder der Uni-Bibliothek. Die ganzen anderen Bürogebäude entlang der Straße müssen ebenfalls mit dem Fahrrad erreichbar sein.
Und somit ist dann ein Radfahrstreifen vorgeschrieben. Zitiert aus der oben verlinkten Pressemitteilung:
Apropos Breite: Da in Spitzenzeiten bis zu 1.600 Kraftfahrzeuge pro Stunde die Adenauerallee in beide Richtungen befahren, muss nach den geltenden Richtlinien mit dem Straßenbau eine sichere Radverkehrsanlage geschaffen werden.
Und somit ist eindeutig: Nach den aktuellen Regelwerken ist nur noch ein Fahrstreifen für den Kraftverkehr möglich. Die Stadtverwaltung würde sich angreifbar machen, wenn sie sich nicht an diese halten würde.
Wir vom Radentscheid haben uns aber einmal angeschaut, wie groß eigentlich der Bedarf für einen sicheren Radfahrstreifen ist. Auf der Adenauerallee fährt es sich aktuell nicht sonderlich angenehm. Man wird knapp überholt. Das ist gefühlte Unsicherheit. Die muss man ernst nehmen, schließlich hält gefühlte Unsicherheit Personen davon ab, das Fahrrad zu nehmen.
Wir haben versucht, die Situation zu quantifizieren. Und so sind wir zu dritt los und haben mit Open Bike Sensor und Videokamera ein paar Fahrten entlang der Adenauerallee absolviert.
Der Open Bike Sensor wird an der Sattelstange montiert und misst den Abstand zu den vorbeifahrenden Autos.
Am Lenker kann man die Messung auslösen und das letzte Messergebnis sehen.
Wir sind dreimal die Adenauerallee rauf und runter gefahren, um von beiden Richtungen ein gutes Bild zu bekommen.
Bei jeder der Teilstrecken ist mindestens ein deutlich zu enges Überholmanöver vorgekommen. Da haben die Personen im Auto dann den erforderlichen Abstand von 1,5 m nicht eingehalten und sind einfach in ihrem Fahrstreifen geblieben. Im folgenden Bild ist ein Beispiel gezeigt. Der rote Balken zeigt ungefähr 1,5 m Überholabstand, die vom Lenkerende her zu messen sind.
Wenn die Person im Auto eher links im Fahrstreifen fährt, ist der Abstand nicht extrem unterschritten. Allerdings hatten wir auch Fälle, in denen das anders war. Da war viel zu wenig Abstand übrig.
Auch wenn in jeder dieser konkreten Situationen nichts passiert ist, fühlen sie sich sehr unangenehm an. Wer fährt hier gerne? Wer würde hier sein Kind (ab 8 Jahren) fahren lassen?
Es braucht eine breite Fahrradinfrastruktur, am besten mit baulicher Trennung, um knappe Überholmanöver unmöglich und somit den Radverkehr sicherer zu machen.
Überraschend wenig Autoverkehr
Wir haben die Aufnahmen an einem Montag ab 17:00 Uhr gemacht. Wir wollten zur Hauptverkehrszeit fahren, um möglichst viele brenzlige Situationen einfangen zu können. Das ist uns aber nicht gelungen, weil relativ wenig Autoverkehr war, trotz Hauptverkehrszeit.
Meist war so wenig Autoverkehr, dass dieser auch auf einen Fahrstreifen gepasst hätte. Daher waren viele Überholvorgänge auch mit hinreichendem Abstand möglich:
Andere sind wiederum in der Mitte gefahren:
Wir haben also zur Hauptverkehrszeit genug Platz auf dem linken Fahrstreifen, sodass der rechte Fahrstreifen zugunsten von Radinfrastruktur entfallen könnte.
Mediale Aufregung
Angesichts der guten Gründe für eine zeitgemäße Fahrradinfrastruktur und der eher niedrige Auslastung durch Autoverkehr verstehen wir nicht ganz die mediale Aufregung zu dem Thema. So steht im General-Anzeiger eine Wortmeldung von Oppositionsführer der CDU, dass die Stadtverwaltung hier an den Bedürfnissen der Stadt vorbei planen würde. Nun, die Verwaltung muss sich schließlich an die Richtlinien halten. Davon steht aber nichts im Artikel, was ich unseriös finde.
Und wenn auf der Adenauerallee Stau ist, dann helfen mehr Fahrstreifen auch nur begrenzt. Häufig entsteht Stau auf einer Straße, weil bei einer anderen Straße die Kapazität ausgeschöpft ist. Somit steht man dann in einer oder zwei Reihen nebeneinander im Stau. Schneller ans Ziel kommt man dadurch nicht.
Das Radio Bonn-Rhein-Sieg schreibt sogar:
Fahrräder sollen auf den Straßen in Bonn noch mehr Platz bekommen.
Das klingt so, als wäre der Großteil der Verkehrsfläche schon für den Radverkehr reserviert und sollte jetzt noch größer werden. Das ist schlicht falsch. Wenn man sich einmal umschaut, dann haben wir nur sehr wenige echte Radwege in Bonn. Und die sind immer schmaler als die Fahrstreifen auf der Fahrbahn. Somit sind wir noch lange nicht an einem Punkt, an dem »noch mehr« eine angemessene Formulierung wäre.
Kosten
Interessant ist auch, wie man sich an den Kosten abarbeitet. Laut Pressemitteilung der Stadt wird für die Fahrbahn und Markierung angegeben:
Im Rahmen der Maßnahme fallen insgesamt geschätzte Kosten von ca. 3,65 Millionen Euro an. Hiervon entfallen circa zwei Millionen Euro auf die Deckensanierung, rund 300.000,00 Euro auf die Anpassungen der Lichtsignalanlagen und etwa 1,35 Millionen Euro auf Markierung, Beschilderung, punktuelle Rotmarkierung und die Protected Bike Lane.
Die Markierung muss so oder so gemacht werden. Die Kosten werden nicht grundlegend anders sein, wenn man einen oder zwei Fahrstreifen markiert. Aber das ist dem schon häufiger autofreundlich auftretendem Stadtdechanten nicht zu doof die 1,35 Millionen EUR nur dem Radverkehr anzulasten. In dem Artikel wird so getan, als wären die Radfahrstreifen hier der Kostenpunkt. Und das ist schlicht unseriös. Es geht nur um eine gestrichelte Linie mehr. Dafür entfällt die gestrichelte Linie zwischen den Kraftfahrstreifen. Das klingt für uns so, als wäre das netto ungefähr gleich.
Fazit
Die Debatte wirkt unnötig emotional und wird häufig unseriös geführt. Die Radfahrstreifen sind nur Farbe und schon das Minimum von dem, was man bauen könnte. Man könnte auch baulich getrennte Radwege herstellen, davon ist aber gar keine Rede.
Und auch wenn es alternative Routen gibt, so gibt es trotzdem Zielverkehr an der B 9. Sollte man dann auf der Fahrbahn ohne Fahrradinfrastruktur fahren und den Autoverkehr aufhalten? Oder irgendwie auf den Gehwegen die Fußgänger*innen bedrängen? Das kann auch niemand wollen.
Auf der Adenauerallee ist weniger Verkehr als auf der Oxfordstraße. Und auch dort klappt es irgendwie mit dem Umweltfahrstreifen. Von daher wird es auch auf der Adenauerallee funktionieren. Aufgrund der Richtlinien für die Planung von Verkehrsanlagen gibt nur eine Möglichkeit ohne Radfahrstreifen: Die Adenauerallee gar nicht sanieren. Aber auch das wird nicht ewig gehen, die Unterspülungen werden in Zukunft wohl eher zunehmen.
geschrieben von Martin Ü
6 Kommentare
Sehr geehrter Martin Ü.,
könnten Sie mir einige Fragen beantworten?
Ist 17:00 Uhr tatsächlich die Rushour für Farten in die Stadt?
Aktuell ist Urlaubszeit und Sie sollten dennoch einmal gegen 08:00 Uhr die Aufnahmen tätigen, Sie wären überrascht, wie hoch der Pkw-Verkehr tatsächlich ist.
Stimmt es, dass die Meßpunkte des Fahrradaufkommens nur einen kleinen Teil der Adenauerallee beinhalten?
Wie hoch ist das tägliche Fahrradaufkommen im Bereich Bundeskanzlerplatz bis zum ersten Meßpunkt, ich denke sehr gering?
Gilt das Rechtsfahrgebot auch für Fahrradfahrende?
Auf Ihren Beispielsbildern fahren diese immer mittig des Schutzstreifens, daher auch immer ein geringer Abstand zur angrenzenden Fahrspur!
Haben nur die Geschäftsleute der Adenaueralle Angst um Kunden
oder gilt das mehr für die Innenstadt?
Haben Sie sich einmal die Situation in der Oxfordstraße vor Ort angesehen?
Ich führte an einem Freitag eine 30 minütige Verkehrszählung in der Rushour durch; ausschließlich Richtung Innenstadt/Stadthaus.
Fazit: mehrere 100 Pkw im Stop und Go-Verkehr; 24 Radfahrende;
3 davon entgegen der Fahrtrichtung.
Sie sehen, es gibt unterschiedliche Erfahrungen und Betrachtungsweisen.
Ich stimme Ihnen zwar zu, dass für den Radverkehr zwingend etwas getan werden muss aber die Maßnahmen, die getroffen werden führen häufig zu erhöhtem Gefährdungspotential für die Radfahrenden und zu Frust bei anderen Verkehrsteilnehmern, hierzu zählen auch die Fußgänger, die scheinbar keine gute Lobby haben.
Beispielhaft dafür ist zum Beispiel, dass Fahrradfahrende entgegen der Weberstraße fahren dürfen, wobei auch unter günstigsten Umständen der Abstand zu den Pkw teilweise unter 30 cm beträgt.
Es wäre besser gewesen, die Weberstraße zu einer Fahrradsraße umzugestalten, die lediglich für Anwohner freigegeben wird.
Mit freundlichen Grüßen.
Manfred U.
Sehr geehrter Herr Unruh,
ich versuche einmal auf Ihre Fragen einzugehen.
– Die Messungen des Fahrradaufkommens wurden von der Stadt Bonn durchgeführt, da kann ich Ihnen keine Details geben.
– Das Rechtsfahrgebot gilt natürlich auch für Radfahrende. Jedoch gilt es gleichwohl einen Abstand zum rechten Fahrbahnrand einzuhalten. Insbesondere bei parkenden Autos empfiehlt die Polizei BN einen Abstand von 1 m. Siehe ganz am Ende von https://bonn.polizei.nrw/node/46126. Bei einer Radfahrstreifenbreite von 150 cm (inkl. Markierung) und einer halben Lenkerbreite von 40 cm fährt man also bei Parkständen idealerweise genau auf der Linie. In den Bildern sind Stellen ohne Parkstände. Sie sehen im Bild mit dem Schwarzen VW allerdings das Wassereinlaufrost, das man sicherheitshalber aber ebenfalls umfahren soll.
– Ich habe bisher nicht mit allen Geschäftsleuten gesprochen und kann daher nichts über deren Gemütszustände sagen. Welche Art von Angst um Kunden meinen Sie denn eigentlich, die Angst dass Kunden mit dem Fahrrad nicht sicher zum Geschäft kommen?
Was möchten Sie mit Ihrer Verkehrszählung an der Oxfordstraße aussagen? Dass es zwei Fahrstreifen für den Kraftverkehr geben sollte, in dem die Autos dann nebeneinander im Stau stehen können und auch noch den Radverkehr aufhalten? Dann würde sich der Radverkehr an dieser Stelle mit Sicherheit verringern und man hätte sogar noch mehr Begründung für den zweiten Kraftfahrstreifen.
Können Sie erklären, wie der Radfahrstreifen und die Umweltstreifen auf der Oxfordstreifen zu einem erhöhten Gefärdungspotential für den Radverkehr führt?
Und in welcher Form erhöht Fahrradinfrastruktur auf der Fahrbahn den Frust beim Fußverkehr? Der hat auch eine Lobby: Wir setzen uns ebenfalls für den Fußverkehr ein, wie Sie in unserem Ziel zu breiten und freien Gehwegen nachlesen können. Zudem gibt es den FUSS e.V. jetzt auch in Bonn.
Dass Autofahrende frustriert werden, wenn sie merken, wie ineffizient die Flächennutzung von Autos sind, halte ich angesichts der Klimakrise nötigen Reduktion des Autoverkehrs für eben jeden Teil, den man »Push-Maßnahme« nennt. Würden weniger Leute mit dem Auto unterwegs sein, wäre es mit einem Fahrstreifen auch nicht mehr frustrierend. Wenn es zwei Fahrstreifen gäbe, so würden so lange Leute wieder das Auto nehmen, bis es wieder so frustrierend ist. Es ist eine Illusion anzunehmen, dass man Stau »wegbauen könnte«.
Mit freundlichen Grüßen
Martin Ueding
Es ist offensichlich dass die Rad-Fraktion in Bonn alles versucht dem Autoverkehr zu schaden und Radwege fordert nur um diese zu haben.
Ob diese genutzt werden und dass Radfahrer eine Minderheit sind und bleiben werden spielt keine Rolle. Die Radwege haben auch keinen umweltfördernde Wirkung, im Gegenteil durch die Umwidmung von Strassenraum in Fahrradraum vergrössern sich die Staus und es müssen mehr Umwege gefahren werden, und das erzeugt längere Motorlaufzeiten und damit mehr Abgas. Dies wird besonders deutlich durch die unsinnige Sperrung vom City-Ring. Die seit Jahrzehnten bewährte Verkehrsführung zu kappen für rund 100m ist eine der großen Umweltsünden durch die aktuelle Politik.
Schlimm ist dass eine Minderheit die gesamte Stadt beinflussen kann, weil diese leider in der Politik bevorzugt werden und für alle anderen Verkehrsteilnehmer und vorallem die Pendler, die beruflich in die Stadt müssen und nicht wollen ein Abwehrszenario aufgebaut wird, wo immer es möglich ist.
Das gleiche gilt für Radstrassen, bei denen die Anwohner-Fahrzeuge vertrieben werden nur damit ab und an mal ein Rad mit mehr Platz dort fahren kann. Auch dies ist Schikane von Bürgern gestützt durch die Politik.
Das die Strassen von den Anwohnern bzw. den Hauseigentümern überwiegend bezahlt wurden oder durch Stellplatzablösekosten mitfinanzieren spielt keine Rolle, und die von PKW ausgelösten Strassensanierungskosten die oft auch als Grund genannt werden sind gar nicht so hoch. Die meisten Schäden entstehen durch schwere Fahrzeuge wie LKW, Busse, Müllwagen, die bis zu 20 x schwerer sind als PKW. Wenn also Strassenschäden mit ein Grund für das Vertreiben der Fahrzeuge ist, dann müssten als erstes alle schweren Fahrzeuge aus der Stadt, dann müssten Radfahrer und alle anderen aber den z.B. Müll auch selbst wegbringen, das wäre dann doch nicht so toll.
Viele Radwege werden nicht dazu führen dass keiner mehr mit dem Auto in die Stadt fährt. Es ist auch nicht Sache der Radfahrerlobby darüber zu entscheiden welche Verkehrsmittel man nutzt.
Die Variante ÖPNV ist auch nur bedingt geeignet vor allem wenn man die Preise erhöht ohne mehr Service zu bieten.
Zum Thema Fussgänger sei noch erwähnt, dass diese Gruppe gerne als Verbündete genannt werden damit man nicht allein steht, aber wenn man sieht wie Radfahrer mit Fussgängern umgehen, wenn diese im Weg stehen, kann man dies nicht bestätigen. Die Oxfordstrasse mit dem Fahrrad und Bussstreifen wird kaum von Radfahrern benutzt, lieber nimmt man die Friedrichstrasse und dass in einem Tempo, das Fussgänger nicht sicher sind. Aber egal, Hauptsache die Radfahrer haben ihr Recht. Da helfen auch keine Argumente oder die Meinung der Mehrheit in Bonn, bei der Radlobby zählen nur die eigenen Beweggründe.
Man kann nur hoffen, dass bei der nächsten Wahl wieder mehr Bürger mitwählen und dann nicht nur Radpolitik gewählt und gemacht wird.
mfg
Peter
Sehr geehrter Peter,
wir wissen alle, dass Mobilität ein sehr emotionales Thema ist, was die Diskussion schwierig macht. Daher ist es uns im Diskurs wichtig, bei den Fakten zu bleiben, um gemeinsam unsere Stadt weiterzuentwickeln.
Dazu gehört unsere repräsentative Demokratie, in der die gewählten Abgeordneten im Auftrag der Wähler entscheiden. Bei der letzten Wahl hat das Thema Mobilität eine wichtige Rolle gespielt und die entstandenen Mehrheiten spiegeln das wider. Zumindest zum Zeitpunkt der Wahl wollte eine Mehrheit einer veränderten Mobilität eine Chance geben. Das zeigt sich auch daran, dass der Radentscheid parteiübergreifend mit mehr als 80% der Stimmen angenommen wurde. Wenn Sie von einer Minderheit sprechen, ist das faktisch falsch.
Es geht auch nicht darum, das Autofahren zu verbieten oder zu erreichen, dass „keiner mehr mit dem Auto in die Stadt fährt“. Aber nach den Jahrzehnten der Bevorzugung des Autos gibt es jetzt durch die bequemen E-Bikes und den weit verbreiteten Wunsch, das Klima zu schonen, ein Bedürfnis nach besserer Fahrradinfrastruktur. Nicht jeder kann das Auto stehen lassen, aber viele würden gerne mehr radfahren, wenn es sicherer und einfacher wäre.
Nun ist der Platz in unserer Stadt leider limitiert. Daher gibt es insbesondere in den inneren Stadtviertel Konflikte um die Raumnutzung. Wir sind gegen die „Schikane“ von Bürgern. Wir bauen kein „Abwehrszenario“ auf. Aber Sie müssen sich die Frage gefallen lassen, mit welchem Recht das Auto – stehend und fahrend – einen immer weiter gewachsenen Raumanteil einnehmen darf. Damit wird anderen Verkehrsmitteln die Chance genommen.
Sie sagen, dass die Straßen von den Anwohnern finanziert werden. Das stimmt nur zu einem gewissen Anteil und geht als Argument ins Leere. Auch Radfahrende sind Anwohner und Hauseigentümer und bezahlen die Erschließungskosten zumindest indirekt mit.
Die Oxfordstraße ist ein Beispiel für einen erheblichen Sicherheitsgewinn für die Radfahrenden. Auch wenn der Bertha-von-Suttner-Platz noch extreme Aufmerksamkeit auf dem Fahrrad erfordert, wird die Strecke schon jetzt gut genutzt. Nach unserem Wissen gibt es noch keine neue Zählung. Die Entlastung von Sterntorbrücke und Friedrichstraße durch die Oxfordstraße müsste messbar sein.
Wir wollen nicht entscheiden, welches Verkehrsmittel sie nutzen. Wir sind aber davon überzeugt, dass eine gute Fahrradinfrastruktur vielen – nicht allen – mehr Optionen und mehr Mobilität ermöglicht. Mit 6 km neuer Fahrradinfrastruktur in zwei Jahren wurde noch nicht wirklich viel für den Radverkehr getan und trotzdem malen Sie ein Szenario von Fahrrad-Lobbyismus und systematischer Benachteiligung der Autofahrenden. In unseren Augen ist das unverhältnismäßig und nur zu verstehen als Wunsch, die eigenen Privilegien zu sichern, indem man dramatisiert. Wir wünschen uns eine sachliche Diskussion über eine für möglichst alle angenehme Mobilität in unserer Stadt.
Mit besten Grüßen
Steffen
Es war zu erwarten, dass eine andere Meinung als Privilegabsicherung abgetan wird.
Es war schon immer leicht über andere zu klagen, wenn man selbst nicht betroffen ist, vor allem hier beim Radentscheid über die PKW-Nutzer, bis man selbst mal in die Situation kommt, nicht mehr mit dem Rad fahren zu können, weil man auch mal alt und krank werden kann.
Fakt ist dass zwar die Mehrheit im Rat dem Radentscheid zugestimmt hat, aber damit zwingend die Folgen nicht von der der Mehrheit der Bürger gewollt sind sondern nur der Mehrheit der Wähler .
Das Grüne dem zustimmen war zu erwarten, gleiches gilt die Mitläufer SPD, Linke und Volt.
Bei der CDU wundert mich dies, aber ob dies dort immer noch so gesehen wird bleibt abzuwarten.
Dass die Politik nicht mehr alle Bürger angemessen berücksichtigt ist, da schon traurig genug.
Hinsichtlich der Straßenbau Kosten sind es immerhin 75 % die von den Eigentümern allein getragen werden, und er Rest von allen Steuerzahlern, darunter sind auch Radfahrer, aber die Minderheit.
Richtig ist, dass es für KFZ nicht mehr Straßenraum gibt sondern weniger. Dass KFZ mehr Straßenraum haben und brauchen liegt nicht daran, dass diese mehr Rechte haben, sondern einfach größer sind.
Wenn die neuen Radstraßen und Radwege wenigstens angemessen genutzt würden und nicht nur gelegentlich, und Radfahrer trotz Fahrradweg die Straßen nicht benutzen würden, nur weil deren Belag schöner ist oder man wegen der Fußgänger nicht rasen kann, und der Radweg daneben frei bleibt, würde die Akzeptanz ggf. erhöhen.
Sie behaupten viele würden gerne mehr Rad fahren, wenn es sicherer und einfacher wäre.
Es wird durch einige Maßnahmen jedoch nicht sicher, es wird jedoch vielfach nur das Gefühl vermittelt das es sicherer sei, weil man mehr Rechte hat.
Das Gefühl mehr Rechte und damit mehr Sicherheit zu haben, hilft gar nichts, wenn man sein Recht wahrend auf dem Radweg oder der Straße am stehenden Verkehr vorbeifährt, bei Rot oder Grün an der Ampel weiterfährt und dann unter einem abbiegenden Fahrzeug landet. Dann hatte man bei Grün zwar recht, aber ist trotzdem verletzt oder tot. Das ist nur ein Beispiel von vielen.
Die von Radlobby, ADFC usw. erzielten Änderungen im Recht für Räder fördert also eher diese Unfälle, nach dem Motto: wir haben Recht. Der KFZ-Fahrer wird verurteilt, dass war es dann.
Ich fahr übrigens auch mit dem Rad aber ohne Hass oder Verdrängungsziele gegen andere Verkehrsteilnehmer.
Wenn man vernünftig und angemessen mit dem Rad fährt, kommt man in Bonn und Umgebung überall hin ohne dauernd in Gefahr zu sein, man muss halt nur wach sein, die Verkehrsregeln einhalten und damit leben und beachten, dass kein Mensch unfehlbar ist und die Straßen allen gehören. Dann braucht es auch keine Sonderregeln oder Sonderspuren.
Schon jetzt wissend, dass auch diese Argumente nicht helfen, weil es keine Radargumente sind verbleibe ich, mfg. Peter
Schade, wenn Sie schon so genaue Erwartungen haben, wie ich antworten werde, dann habe ich in der Diskussion keine Chance. Das Privileg des Autos ist doch ganz klar in unserem Straßenverkehrsgesetz verankert. Das muss nach unserer Meinung verändert werden und dagegen sprechen Sie sich aus. Beim Radentscheid engagiert sich eine Gruppe von Menschen, die klare Ziele verfolgen, die wir auf dieser Webseite transparent machen. Wir sind der Überzeugung, dass eine bessere Radinfrastruktur den Radfahrenden mehr Sicherheit bringt. In vielen Städten und Ländern hat sich das über viele Jahre gezeigt und ist messbar. Es geht nicht um Rechte, denn als Radfahrer kann ich nie auf meinen Rechten bestehen. Ich ziehe im Zweifel immer den Kürzeren. Auch steht in keiner unserer Forderungen etwas davon, dass wir generell gegen den Autoverkehr sind.
Immerhin verbindet uns beide ein Satz aus Ihrer Antwort, den ich genauso schreiben könnte: „Ich fahr übrigens auch mit dem Rad aber ohne Hass oder Verdrängungsziele gegen andere Verkehrsteilnehmer.“ Wir kommen mit dem Rad in Bonn überall hin, weil wir entsprechend geübt sind. Wenn man weniger geübt ist, ist man aber mit der Situation auf der Adenauerallee, dem Bertha-von-Suttner-Platz, auf der Kölnstraße, der Pützchens Chaussee und vielen anderen Strecken schnell überfordert.