Radentscheid

Gute und sichere Fahrt ins Jahr 2021!

Ein durch Unsicherheit geprägtes Jahr neigt sich dem Ende und wir möchten Euch an dieser Stelle Danke sagen. Wir möchten uns für Eure Hilfe bei dem, trotz Corona-Pandemie, großartigen Erfolg der Unterschriftensammlung des Radentscheids bedanken und dafür, dass Ihr Euch schon jetzt, trotz der schwierigen Bonner Fahrradinfrastruktur, auf eure Drahtesel schwingt und losradelt. Denn Radeln rettet Leben.

Man könnte vermuten, dass wenn die Anzahl der Radfahrenden im Straßenverkehr steigt, auch das Unfallrisiko ansteigt. Zu erwarten wäre, dass sich die Zahl der Konflikte parallel zur Zahl der Radfahrenden erhöht. Wissenschaftliche Untersuchungen haben dem gegenüber das überraschende Ergebnis, dass Unfälle weniger häufig passieren, je mehr Menschen Rad fahren. Der Effekt ist mittlerweile in der Unfallforschung weitgehend anerkannt und belastbar nachweisbar, sowohl bei verschiedenen Städten, bei verschiedenen Kreuzungen und über verschiedene Zeiträume. Konkret: Je höher der Rad- und Fußverkehrsanteil, desto geringer ist das Risiko des einzelnen Radfahrenden oder Zufußgehenden, verletzt oder sogar getötet zu werden. Dieses Phänomen wurde als „Safety in numbers“-Effekt bekannt. Sicherheit durch die Menge.

Zuerst beschrieb 2003 Peter L. Jacobsen diesen Effekt beim Vergleich der Unfallrisiken in Abhängigkeit von den geradelten Entfernungen in unterschiedlichen US-amerikanischen und europäischen Städten (https://injuryprevention.bmj.com/content/9/3/205). Warum dieser Effekt eintritt, darüber wird weiter diskutiert. Erklärungsmöglichkeiten sind, dass bei einem hohen Radverkehrsanteil Kolonnen von Radfahrenden besser vom motorisierten Individualverkehr wahrgenommen werden („Safety in density“): Eine Critical mass wird beim Abbiegen in der Regel nicht übersehen. Zudem sind bei häufigeren Fahrradfahrten die Verhaltensweisen dem motorisierten Verkehr bekannter und viele Autofahrende verstehen die Bedürfnisse der Radfahrenden, weil sie Radfahrende gewohnt sind oder selbst auch oft radfahren. Aber auch die sich ändernde Perspektive der Radfahrenden ist wichtig: Wenn viele Radfahrerende rücksichtsvoll fahren, ohne dass es zu schweren Unfällen kommt, können bewältigte Gefahrensituationen auch einen gemeinschaftlichen Lerneffekt bei den Radfahrenden bedingen.

Es gibt also keinen Grund, mit dem Fahrradfahren erst auf die perfekte Fahrradinfrastruktur zu warten. Je mehr Menschen auf den Fahrradsattel steigen, desto sicherer wird es.

Das heißt aber nicht, dass wir uns mit konfliktträchtigen Radverkehrsführungen zufrieden geben wollen und müssen. Wir wollen als Radentscheid die Win-Win-Situation nutzen: Je mehr sich für regelmäßiges Fahrradfahren begeistern, desto mehr Unterstützung gibt es für den Bau sicherer und attraktiver Radwege und je mehr attraktive und sichere Radwege es gibt, desto mehr werden auf ihre Fahrräder steigen.

Das Ziel bei der Verkehrssicherheit muss die Vision Zero sein, d.h. keine Toten und Schwerverletzen im Straßenverkehr. Dazu brauchen wir Radwege, die Konfliktsituationen vermeiden. Wir sollten weiterhin vorsichtig und rücksichtsvoll radfahren und niemanden in Gefahr bringen, aber wir sollten unbedingt weiter radfahren, da wo es heute schon geht. Wenn wir schon jetzt etwas für die Sicherheit aller tun wollen, während wir gemeinsam auf die Annahme und Umsetzung des Radentscheids und damit eine sichere Infrastruktur in Bonn warten, dann sollten wir Pedalritter uns aufs Rad setzen, möglichst jede Strecke radelnd zurücklegen und möglichst viele überzeugen auch zu radeln! So verändern wir schon jetzt das Stadtbild. So verändern wir schon jetzt den Verkehr und retten dadurch Leben. Wir sind gemeinsam die „Safety in numbers“!

Herzlichen Dank Euch allen, passt auf Euch auf, ein frohes Weihnachtsfest und eine gute und sichere Fahrt ins neue Jahr!

Euer Radentscheid Bonn.

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