Mobilität

Warum Wirtschaft, Handel und Handwerk vom Mobilitätswandel profitieren und wie ihre Verbände sie dabei unterstützen können

Wenn es um das Thema Wirtschafts-, Handwerks- und Lieferverkehre geht, wird immer wieder suggeriert, die Mobilitätswende würde diese einschränken. Dabei ist das Gegenteil der Fall. Erst durch die verstärkte Nutzung von Fuß, Rad, öffentlichem Verkehr und SharingMobility wird wieder Raum frei für die notwendigen Fahrten mit Auto, Transporter und Co.

Wer behauptet, die Mobilitätswende wäre für Stau und Parkplatznot verantwortlich, liegt nachweislich falsch. Erst die jahrzehntelange Förderung des Kfz-Verkehrs und die damit einhergehende Verdopplung der Autos in Deutschland seit den 80er Jahren sind nachgewiesenermaßen die Gründe. Oder stehen wir in Bonn erst seit dieser Ratsperiode im Stau?

Zum Glück gibt es Auswege. Wir wollen anhand aktueller Beispiele zeigen, wie Verbände aktiv zu einer Verbesserung der Mobilität ihrer Mitglieder beitragen können. Dabei ist klar, dass sich die vorgestellten Projekte nicht für jedes Unternehmen eignen. Aber das müssen sie auch nicht. Niemand will KFZ-Verkehr oder Autos verbieten. Das haben auch wir als Radentscheid stets betont. Vielmehr hatten wir von Beginn an nicht nur den Blick auf den Radverkehr. Wir sehen auch die Bedeutung der Wirtschaftsverkehre. Dafür halten wir insbesondere die Schaffung von Lieferzonen, oder wie wir sie lieber nennen: Multifunktionszonen, für wichtig. Neben den Liefernden können diese z. B.  auch von Pflegedienste und Handwerksunternehmen verwendet werden. Daher haben wir bereits 2020 im Rahmen des ParkingDay mit einer Aktion für solche Zonen geworben.


Dazu passt unser erstes Beispiel. Die IHK Berlin initiierte ein Pilotprojekt für die Ermittlung der Bedarfe für Lieferzonen. Die Ergebnisse stellte sie der Stadt zur Verbesserung ihrer Planungen zur Verfügung. Hier zeigt sich schön, wie eine aktive Verkehrspolitik der IHK zu konstruktiven Vorschlägen führt. Informationen zum Projekt finden Interessierte hier.

Auch für Logistik und Einzelhandel gibt es bereits erfolgreiche Lösungen als Alternative zum Autostau. Das Kölner Unternehmen VEMO-Logistik bietet Dienstleistungen für eine nachhaltige City-Logistik an. Egal ob Transport, Zustellung oder für Micro-Hubs. Und das alles mit Lastenfahrrädern.

Was im Bereich des Handwerks möglich ist zeigt ein Beispiel aus Stuttgart. Ein dort ansässiger Steinmetz und Steinbildhauermeister macht mit einem e-Lastenrad Besorgungen und fährt zu Besichtigungen oder Kundenterminen. Beladen ist sein Fahrzeug dann zum Beispiel mit Steinen, Materialsäcken, Holz und Werkzeug. Hier stellt die Handwerkskammer Region Stuttgart seine Erfahrungen vor.

In der Deutschen Handwerkszeitung berichten weitere Handwerker:innen von ihren Erfahrungen mit Lastenrädern. Insbesondere die Umfahrung von Autostau wird dabei als Vorteil genannt. Und bei den Kund:innen kommt diese Form der nachhaltigen Mobilität auch ausgesprochen gut an.
Das Beste, Lastenräder für Unternehmen werden staatlich stark gefördert. Infos gibt es z.B. beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle oder bei handwerk.com .
Jetzt müsste nur noch jemand die Bonner Unternehmen darauf aufmerksam machen. Klassische Verbandsarbeit. Eigentlich.

Fazit: Man sieht, fortschrittliche Verbände sind bereits erfolgreich auf dem Weg in eine klimafreundliche Mobilität. Und verfolgen damit die selben Ziele wie wir beim Radentscheid. Daher brauchen wir auch in Bonn ein Umdenken in den Verbänden, mehr Mut zur Veränderung und eigene Initiativen um ihre Mitglieder beim Mobilitätswandel aktiv zu unterstützen und zu beraten. Sollte inhaltlich Nachholbedarf bestehen, gibt es beim Deutschen Institut für Urbanistik im Oktober ein passendes Beratungsangebot.

geschrieben von Martin W.

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