Viele Menschen engagieren sich zur Zeit freiwillig in Projekten zur Unterstützung durch die Pandemie betroffener Mitbürger:innen. Andere schneidern sich selbst (und anderen) eine Maske zum Tragen bei den wöchentlichen Einkäufen im Supermarkt oder auf dem Rad während des Wegs zur Arbeit.
Die Fahrspuren unserer Straßen, auch in Bonn, werden aber immer leerer, weil viele Menschen ihren Arbeitsplatz ins Homeoffice verlegt haben oder weil sie auf Grund zahlreicher Schließungen von Betriebsstätten schlichtweg keinen Grund mehr haben, sich morgens auf dem Weg zur Arbeit zu machen. Das ist für immer mehr Städte und Gemeinden weltweit ein Grund, ebenfalls kreativ zu werden: Sie schaffen auf unterschiedliche Weise mehr Platz für Fußgänger:innen und Radfahrer:innen.
Denn sind viel zu schmale Geh- und Radwege in einer Stadt in normalen Zeiten für manch einen einfach nur lästig, aber kein Grund aktiv zu werden, sind sie nun zum echten Problem geworden. Wenn Menschen aber schon für die Arbeit kaum mehr aus dem Haus kommen, braucht ein gesundes Immunsystem dennoch Bewegung an der frischen Luft – und wer sich an den Rat der Regierenden gehalten und nicht gehamstert hat, muss doch hin und wieder zum Einkaufen in den Supermarkt.
In den Medien tat sich schon vor wenigen Wochen die kolumbianische Hauptstadt Bogotá hervor. Dort errichtete die Stadt kurzerhand extra reservierte Radspuren, damit Radfahrer:innen genügend Abstand zueinander halten können. Die ursprünglich aus den USA stammende Idee von Protected Bike Lanes (PBLs) kennen wir auch schon aus Bonn: In diesem Jahr errichtete die Stadt eine PBL an der Sandkaule. Andere Städte folgten dem Beispiel Bogotás und schufen wegen der Corona-Pandemie mehr Platz fürs Rad: So zum Beispiel Berlin (s. Titelbild). Die Berliner Senatsverwaltung und das Bezirksamt von Friedrichshain-Kreuzberg widmeten eine von drei Fahrspuren am Halleschen Ufer mit Fahrbahn-Markierungen und Baken in eine Radspur um. Und der Pilotversuch soll auch noch ausgedehnt werden.
Aber nicht nur Bürger:innen auf dem Rad benötigen mehr Platz. Auch Menschen, die zu Fuß unterwegs sind, brauchen genügend Platz, um einander ausweichen zu können. In Leipzig ist deswegen an einem Übergang zu den Straßenbahnhaltestellen eine Fahrspur gesperrt, um für wartende Fahrgäste mehr Platz zu schaffen.
Jedoch, es braucht noch mehr. Jetzt, da sowieso viel weniger Autos unterwegs sind, könnten zum Beispiel Parkplätze in Einkaufstraßen umgewidmet werden. In der Beueler Einkaufsstraße sind sich Menschen, die für einen der Läden anstehen und der reguläre Fußverkehr regelmäßig im Weg. So könnte zumindest in Teilen für Entlastung gesorgt werden.
Wenn am Wochenende Zeit für Erholung innerhalb der Familie ist, braucht es auch Platz dafür. Damit Erholung an der frischen Luft nicht zum Privileg der Bürger:innen wird, die einen Garten ihr Eigen nennen dürfen, braucht es dafür Räume. Straßen, die am Wochenende für den motorisierten Verkehr gesperrt würden, könnten dazu einen Beitrag leisten.
Der Staat drängt seinen Bürger:innen aktuell viele wichtige, aber auch einschneidende Maßnahmen auf. Insbesondere die Kommunen sind jetzt gefragt, ebenfalls ihren Beitrag zu leisten. Die Stadt Bonn könnte hier mit gutes Beispiel mit vorangehen und ein Zeichen setzen: Wir schaffen das nur gemeinsam!
Ein Kommentar
Meines Erachtens sollten wir gerade an den Wochenenden mehr Wege und Plätze autofrei gestalten, um den Menschen mehr Freiräume und sichereres Radfahren in der Stadt zu bieten.